50 Jahre Amrumer Yachtclub
In den 50 er und 60 er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es auf Amrum nur vereinzelt private Boote, um Wassersport zu betreiben. Mit zu Segelbooten umgebauten Rettungs- oder Beibooten machte man Ausflugsfahrten vor Amrums Küste. Ein Teil der Boote lag an Murings vor Steenodde oder am Nordstrand von Wittdün. Der Wunsch Wassersport zu betreiben, nahm zu und so wurde ein Ausschuss gebildet, mit dem Ziel einen Yachtclub zu gründen. Peter Paulsen (Vorsitzender), Fritz Paulsen, Jens Kiesewein, Harro Jessen und Heinrich Christiansen erarbeitete mit der Hilfe des Husumer und Wyker Yachtclubs eine Vereinssatzung und luden dann am 8.1.1972 zu einer Gründungsversammlung des Amrumer Yachtclubs ein, 51 Damen und Herren trugen sich in die Mitgliederliste ein. Als 1.Vorsitzender wurde Peter Paulsen gewählt, als sein Stellvertreter Fritz Paulsen. Weitere Vorstandsmitglieder waren Hinrich Christiansen (Schriftführer), Jens Kiesewein (Kassenwart) Udo Kabbe und Harro Jessen (Jugendwart), Jürgen Petersen (Takelmeister) und Jens Flor (Platz und Gebäudewart). Nach einigen Monaten war der Verein auf 132 Mitglieder angewachsen und an der sogenannten „Seglerbrücke“ lagen bereits 29 Vereinsboote.

Schon ein halbes Jahr nach der Vereinsgründung wurde die erste Segelregatta ausgerichtet. Am 6.August starteten 44 Boote in 13 Klassen. Schnellstes Schiff war damals die „Kleine Brise“ mit Kabbe/Jessen. 1973 wuchs die Mitgliederzahl auf 139 an und 39 Vereinsboote lagen am Steg.
Die Ausrichtung von Segelregatten war zur damaligen Zeit ein Höhepunkt der Saison. Boote von vielen befreundeten Yachtclubs kamen nach Amrum. Im Jahr 1978 fand die Amrumer Regatta mit einer Rekordbeteiligung von 109 Boote statt.

Aufgrund des regen Interesses der Jugend am Segelsport wurde 1974 der 1. Jugendkutter angeschafft („Waas winj“). Erster Jugendwart war Harro Jessen und insbesondere auch unter Jugendwart Wolfgang Paul wurden später zahlreiche Segelreisen und Regatten mit dem Seglernachwuchs unternommen.
Leider ging das Interesse der Jugendlichen am Segeln mit dem Jugendkutter zurück, weil immer mehr das Optimisten- und Jollensegeln für sich entdeckt hatten. Im Jahr 1989 wurde der Jugendkutter dann an die Kinderklinik Satteldüne verchartert. Der Unterricht der Jugendlichen durch die Jugendwarte erfolgte in einem 1977 vom 1.Vorsitzenden P. Paulsen gestifteten Holzhaus, welches auch 15 Jahre lang ein beliebter Treffpunkt der Vereinsmitglieder war.
Viele Yachtclubs nutzen kommunale Steganlagen als Liegeplätze für Vereinsboote. Die Steganlagen im Yachthafen Wittdün sind vom Verein finanziert und gehören dem Amrumer Yachtclub. Durch die ständig wachsende Anzahl von Vereinsbooten und auch die zunehmende Anzahl von Gastliegern musste die Kapazität der Steganlagen immer wieder erweitert werden. Die anfänglich benutzte Seglerbrücke erwies sich schon kurz nach der Vereinsgründung als zu klein, sie wurde 1977 um 30 m verlängert. Finanziell war dieses nur durch viel Eigenarbeit der Vereinsmitglieder möglich und dank der Unterstützung von Kapitän Hinrich Ricklefs sen. mit seinem Tonnenleger Hildegard, der die Holzpfähle einspülte. Die zweite Verlängerung um weitere 30 m erfolgte dann im Jahr 1981.

1979 wurde dann die erste Bootshalle mit einer Größe von 20 x 30 m fertiggestellt. Zur Finanzierung hatten sich 20 Vereinsmitglieder zu einer Eigner/Nutzungsgemeinschaft zusammengeschlossen. Es entstanden 20 Hallenliegeplätze für Boote mit einer Länge zwischen 6 und 10 Meter.
Im Jahr 1987 hatte der Verein 269 Mitglieder. Die Nachfrage nach Liegeplätzen stieg ständig weiter an und immer mehr Gastlieger machten sich auf dem Weg nach Amrum. Daher hatte sich der AYC entschlossen eine neue 2.Seglerbrücke zu bauen. Der Bereich südlich der ersten Brücke wurde großflächig ausgebaggert und es entstand eine etwa 130 m lange Holzbrücke aus besonders haltbarem Tropenholz mit 35 neuen Liegeplätzen an der Nordseite.
Durch die Zunahme der Gastlieger wurde schon 1983 ein Sanitäts-Container mit Duschen und Toiletten aufgestellt, der sich aber bald als nicht ausreichend herausstellte. Da auch die Holzhütte als Versammlungsraum viel zu klein geworden war, entschieden sich die Mitglieder des Yachtclubs zum Bau eines Clubhauses mit einem großen Aufenthaltsraum, Küche, Dusch- und WC Räumen.
Realisiert werden konnte das Projekt nur durch eine große Eigenleistung. Wochenlang beteiligten sich viele der Mitglieder an den Bauarbeiten, insgesamt 3500 Arbeitsstunden wurden von den Mitgliedern geleistet.

Im Mai 1993 konnte die Einweihung gefeiert werden. Das Clubrestaurant wurde an einem Gastronomen verpachtet und an der Westseite des Gebäudes mietete der Zoll ein kleines Büro.
Der Wunsch weiterer Bootsbesitzer nach einem Winterlager in der Halle wurde durch den Anbau einer Querhalle möglich. Wie schon bei der ersten Halle fanden sich Bootseigner zur Finanzierung bereit und die neue Halle mit einer Größe vom 380 m2 wurde 1995 eingeweiht.
Das 25-jährige Vereinsjubiläum im Jahr 1997 wurde mit zahlreichen Gästen und Freunden im großen Stil in der Nordseehalle in Wittdün gefeiert. Die rasante Entwicklung der ersten 25 Jahre war nur möglich durch den Zusammenhalt und das große Engagement der Mitglieder, insbesondere aber auch durch die zielstrebige, kontinuierliche und unbeirrbare Arbeit des 1.Vorsitzenden Peter Paulsen. Er schaffte es immer wieder, die Mitglieder des Vereins zu motivieren, um mit viel Eigenleistung all die Bauarbeiten durchzuführen. Nach 30 Jahren als erster Vorsitzender übergab Peter Paulsen im Jahr 2002 seinen Posten an Arno Schermer ab. Ohne „PP“ wäre die Entwicklung des Vereins zu einem gut funktionierenden Yachtclub mit einem modernen Yachthafen nicht denkbar gewesen. Unter dem neuen Vorsitzenden Arno Schermer gingen die Bautätigkeiten weiter. 2003 wurde die Bootshalle 3 mit einer Größe von 270 m2 eingeweiht.

Durch die Lage des Yachthafens an der Amrumer Wattseite ist die Verschlickung permanentes Problem. Immer wieder musste im Bereich der Liegeplätze sehr kostenintensiv gebaggert oder gespült werden. Neben den Bautätigkeiten belastet dieses das Vereinskonto erheblich. Um den Hafenschlick in Eigenregie zu entsorgen, wurde im Jahr 2005 ein eigenes Spülboot angeschafft. Trotz anfänglicher Euphorie konnte der „Wattwöhler“ das Verschlickungsproblem aber nicht zur Zufriedenheit lösen und weiterhin müssen diese Arbeiten aufwendig und kostenintensiv von großen Bagger-/Spülschiffen erledigt werden.

Als die erste Seglerbrücke mehr und mehr renovierungsbedürftig wurde, endschied sich der Verein diese durch eine neue Brücke zu ersetzen. Nach langen Diskussionen einigte man sich auf einen Schwimmsteg. Die alte Holzbrücke wurde abgerissen und 2012 konnte der neue, 130 m lange Betonschwimmsteg eingeweiht werden. Die 20 m langen, 30 Tonnen schweren Betonstegelemente wurden mit großen Schwertransport-Tiefladern von Torgelow nach Dagebüll transportiert und mit einer Sonderfähre nach Amrum geschifft. Die Wasserung auf Amrum wurde mit einem großen Autokran in Steenodde durchgeführt. Aufgrund der Länge der Schwertransporter und der zu engen Kurve in Süddorf mussten die LKW‘s von Süddorf nach Steenodde rückwärtsfahren.

Damit die „alten Seebären“ immer den gesamten Bootsbetrieb „fachmännisch beobachten“ können, wurde 2014 eine Plattform mit einer kleinen Kommandobrücke und Terrasse zwischen den beiden Brücken gebaut.

Auch Arno Schermer hat über viele Jahre die Geschicke des Yachtclubs erfolgreich geleitet und den Verein stetig weiterentwickelt. Im Jahr 2019 übergab Arno nach 17 Jahren als 1.Vorsitzender das Ruder an Ralf Hoffmann. Die letzte große Investition ist ein 2.Betonschwimmsteg , der im Sommer 2023 eingeweiht wurde . Damit stehen dem Verein jetzt etwa 100 Liegeplätze an den beiden modernen Schwimmstegen zur Verfügung. Viele Yachthäfen an der Deutschen Nord- und Ostsee sind in kommunaler Hand und die Yachtvereine sind oft Pächter der Steganlagen. Der Amrumer Yachtclub hat die Wasser- und Landflächen vom Wasser- und Schifffahrtsamt gepachtet und alle Stege und Gebäude gehören dem Verein.

Die Plätze an der Nordseite des ersten Schwimmsteges sind für Gastlieger vorgesehen und tidenunabhängig, die anderen Liegeplätze zwischen den beiden Schwimmstegen können von den meisten Booten ab halber Tide angelaufen werden. Neben den Mitgliedern besuchen mittlerweile zahlreiche Gastlieger den beliebten Hafen des Amrumer Yachtclubs. In den Sommermonaten sieht man viele Gastlieger mit Heimathäfen aus der deutschen Nord- und Ostseeküste, aber auch Boote aus Norwegen, Schweden, Dänemark und vor allem auch aus den Niederlanden laufen den Amrumer Yachthafen an.
An warmen Sommerabenden genießen viele Clubmitglieder und Gäste die idyllische, friedliche Atmosphäre am Wattenmeer, beobachten den Sonnenuntergang vom Vereinsrestaurant „Seefohrerhus“ und bei einem Manöverschluck wird so manches „Seemansgarn“ gesponnen.